Kralja Petra Prvog 10A

C-Prints / Video

2005

Eine Katharina Cibulkas Spuren führt in die Kralja Petra Prvog, eine der ältesten Straßen Belgrads. Die Umgebung ist voll von historischen Gebäuden: die erste offizielle Apotheke, das älteste Café, das erste Hotel; unterirdisch finden sich sogar Reste römischer Besiedelung. In Reiseführern wird die Architektur als Beispiel eines Konglomerates von balkanischen und mitteleuropäischen Elementen gepriesen.
Doch all diese urbanen und touristischen Superlative sind in dem 2005 entstandenen Video Kralja Petra Prvog 10a kaum zu identifizieren. In den ersten Sekunden sieht man einen eher unspektakulären Bürgersteig, mehrmals reparierten Asphalt, in der Mitte ein tiefes Schlagloch. Plötzlich beginnt eine junge Frau diesen Riss mit Erde aufzufüllen.
Ihre Bewegungen sind konzentriert und schnell, PassantenInnen scheinen sie nicht wirklich wahrzunehmen. Der „Auftrag“ wird möglichst präzis und unkompliziert erledigt.
Erst als nach Begradigung der Fläche bunte Blumenstöckchen in die Erde gepflanzt werden, wird die Intervention deutlich. Der unscheinbare Ort, eigentlich ein „Fehler“ in der Straße, verändert sich. Er wechselt seine Funktion, wird mit neuer Bedeutung aufgeladen. Die biederen Blümchen im Trottoir stehen im merkwürdigen Gegensatz zu den Bildern, die man sonst vom toughen und wilden Belgrad kennt. Es bleibt das Bild eines trotzigen, urbanen Stilllebens im Kopf, als temporäre und damit flüchtige Spur in die Straße eingeschrieben.

(Heike Maier-Rieper)

4 C-Prints 20 x 30 cm, auf Alu kaschiert, Video, 4:3, 1 Minute (short cut), Belgrad, 2005

 

Ausstellungsansicht

I ASKED, Neue Galerie Innsbruck, 2011