Überlebende #2: Elisabeth Biener

Rauminstallation

2011

Frauen, die ihren Männern in den Tod folgten, sind die Protagonistinnen des fortlaufenden Projekts „Überlebende“. Dabei eignet sich Katharina Cibulka überlieferte Erzählungen an, um sie in Hinblick auf das gegenwärtige Leben umzuschreiben.

Glaubt man der Sage, hat sich Elisabeth Biener, die Frau des unbequemen, 1651 wegen vermeintlichen Landesverrats in Rattenberg geköpften Kanzlers der Tiroler Landesfürstin Claudia von Medici nach dessen Tod aus Verzweiflung in einen Wasserfall gestürzt. In Katharina Cibulkas Kunstprojekt überlebt das „Bienerweibele“ ihren Mann dagegen um zehn Jahre, seine Mörder werden verurteilt und sie stirbt friedlich im Kreis ihrer Kinder in Schloss Büchsenhausen.
Neben diesem ist die Künstlerin aufgewachsen, inklusive der Geschichten über Elisabeth Biener, deren Geist noch immer in Büchsenhausen zu spuken scheint. Fällt jenes Schwert doch immer wieder von der Wand, durch das Biener sein Leben verloren hat, obwohl der Kaiser das von seiner Frau eingereichte Begnadigungsgesuch unterschrieben hatte, dessen Überbringung aber durch eine üble Intrige im letzten Moment vereitelt wurde.
In Cibulkas mehrteiligen Kunstprojekt wird die Biografie von Frau Biener subtil umgeschrieben und ins Heute geholt: das einzige erhaltene Bild der Kanzlergattin verschmilzt mit dem einer fiktiven Elisabeth Biener von heute, auf einem Video rauscht der Wasserfall, in den sich die Witwe gestürzt haben soll. Die moderne Bienerin steht dagegen auf einer sich über einen Abhang kühn auskragenden hölzernen Rampe. Gewillt, sich der Zukunft zu stellen, anstatt zu springen.

Es ist eine emanzipatorische Sicht auf scheinbar ausweglose Situationen, die uns die Künstlerin hier anbietet. In Cibulkas Neuformulierung der Legenden müssen die Heldinnen nicht erst fallen, um in die Geschichte einzugehen.

(Manisha Jothady & E.S.)

C-Print, Video, Fresko, Wandtext, Audiofile

 

Ausstellungen

SOLO III Katharina Cibulka, Fotogalerie Wien, 2012 (Ausstellungsansicht)

Keep the pot boiling, Galerie im Andechshof, Innsbruck 2011

 

Fotocredits: Ferdinand Cibulka